Ein Abend im Zeichen des betrieblichen Klimaschutzes

Kamingespräch von KSU und DBU

Zu einem Kamingespräch kamen gestern Vertreter aus Wirtschaft und Politik in Berlin Mitte zusammen, um sich über Potenziale und Herausforderungen des unternehmerischen Klimaschutzes auszutauschen. Der Verband Klimaschutz-Unternehmen (KSU) zusammen mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) hatten zu dem Gespräch geladen.

Wie gelingt unternehmerischer Klimaschutz? Das war eine von vielen Fragen, die beim gestrigen Kamingespräch diskutiert wurden. Exklusiv gewährten dabei DBU-Umweltpreisträger und Klimaschutz-Unternehmen Einblicke in die betriebliche Praxis auf dem Weg Richtung klimaneutrales Unternehmen.

In seiner Begrüßungsrede unterstrich Philipp Andree, Geschäftsführer des Verbands Klimaschutz-Unternehmen, die Notwendigkeit von Dialogformaten. So erfordere die Klima-, Arten- und Energiekrise verstärkt einen direkten und kontinuierlichen Austausch zwischen Wirtschaft und Politik. „Wir müssen die multiplen Krisen auch als Chance begreifen – als Chance für mehr Energieeffizienz, Innovationen und einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien“, erklärte Andree. Alexander Bonde, DBU-Generalsekretär, ging in seiner Begrüßung auf die Energiekrise ein und betonte die Bedeutung des Klimaschutzes, der sich auszahle: „Unternehmen profitieren von Klimaschutzinvestitionen heute mehr denn je. Gerade in der Krise kosten versäumte Investitionen Geld und Wettbewerbsfähigkeit“, so Bonde.

„Mehr Mut von der Politik“

In Impulsvorträgen sprachen drei Unternehmerinnen über das Engagement ihres jeweiligen Betriebs im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz und gingen auf die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen näher ein.  

Als Erste berichtete Annika Roth, Geschäftsführerin der Blechwarenfabrik Limburg, über den betrieblichen Klimaschutz in ihrem Unternehmen. Roth erhielt vor zwei Jahren zusammen mit ihrem Bruder den Deutschen Umweltpreis, da es den beiden gelang, die Produktion ihres Unternehmens durch Digitalisierung deutlich klimafreundlicher zu gestalten. „Für uns ist der Weg ganz klar, wir müssen unseren Beitrag leisten, damit Deutschland seine Klimaziele erreicht“, so Roth. Sie verwies darauf, dass sich ihr Unternehmen seit Jahren mit Themen wie Material-, Energie- und Informationsfluss beschäftige und die Blechwarenfabrik seine Abwärme und erneuerbare Energien nutze. „Wir nehmen uns den Krisen an und gehen in der Wirtschaft, in unserer Branche, voran – wir sind Vorreiter. Genauso wünsche ich mir das auch von Deutschland, dass wir im Klimaschutz als Vorreiter vorangehen und dies vorleben“, so Roth.

Antje von Dewitz, Geschäftsführerin des Outdoor-Ausrüsters VAUDE, berichtete, welche Anstrengungen ihr Unternehmen beim Klimaschutz unternimmt. So bekennt sich VAUDE zum Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Bis 2024 sollen 90 Prozent der Produkte überwiegend aus recycelten oder biobasierten Materialien bestehen. An ihre Branche, aber auch an die Politik gerichtet, erklärte Dewitz: „Wir müssen da hinkommen, dass wir Textilien recyceln“. Und verwies darauf, dass im Textilbereich nur ein Prozent der Textilien recycelt werden und es keine geschlossenen Kreisläufe gebe.
Dewitz sei mit der Haltung Unternehmerin geworden, dass Unternehmen Teil der Lösung werden können, wenn sie schon Probleme mit verursachten. Es sei jedoch „so viel schwerer wirtschaftlich Verantwortung zu übernehmen, als dies nicht zu tun“. Sie kritisierte die Politik für die kontinuierliche Ausbreitung von Schutzschirmen für Unternehmen, die sich nicht engagierten, da sie diese im Stillstand verharren lasse. Stattdessen sollten Rahmenbedingungen geschaffen werden, die innovatives Handeln fördern. „Deutschland ist Weltmeister in Innovationstätigkeit, gebt uns die Rahmenbedingungen und lasst uns mit verantwortungsbewussten Rahmenbedingungen innovativ werden. Ich wünsche mir mehr Mut von der Politik“, so Dewitz. 

Anschließend stellte Dr. Anne-Marie Großmann, Mitglied der Geschäftsführung der GMH-Gruppe, die Aktivitäten ihres Unternehems im Bereich Klimaschutz vor. Die GMH Gruppe verfolgt den Ansatz, Green Steel als Wegbereiter einer nachhaltigen Zukunft, auf dem Weg Richtung Klimaneutralität. So will das Unternehmen, welches zu den größten privat geführten metallverarbeitenden Firmen Europas zählt, seine CO2-Emissionen bis 2039 auf null reduzieren. Großmann wies darauf hin, dass die Stahlindustrie für zehn Prozent der Emissionen weltweit verantwortlich sei. „Wir, die GMH Gruppe, sind die Grünen unter den Stahlerzeugern“, so Großmann. Ihr Vater habe sich bereits in den 1990er Jahren auf den Weg gemacht ressourceneffizient zu wirtschaften. Durch die Umstellung auf Elektrostahl im Jahr 1994 hat das Unternehmen die CO2-Emissionen seiner Stahlproduktion drastisch gesenkt. Zunehmend setzt die GMH Gruppe auf Ökostrom. Großmann nannte in ihrem Impuls auch Hürden bei der grünen Stromerzeugung. So sei es nicht einfach in der Region ihres ansässigen Unternehmens, dem Osnabrücker Land, Windräder für die Stromerzeugung zu errichten. Sie hob hervor: „Nur wenn wir mehr grüne Energie haben, werden wir über wettbewerbsfähige Energie verfügen.“ Es dürfe angesichts der Krise „nicht dazu kommen, dass kurzfristig Unternehmen, die energieintensiv sind, sich aus dem Markt rausreißen.“ Großmann appellierte an die Politik, „wir müssen aufhören energieintensive Unternehmen im Enddefekt dafür zu bestrafen, dass sie normalen Strom einsetzen“.

„Kontinuierlicher Dialog mit Politik und Gesellschaft“

Im Anschluss an die Impulse der drei Unternehmerinnen wurde mit Bundestagsabgeordneten der Ampel-Koalition sowie Vertretern der größten Oppositionspartei des Deutschen Bundestags, CDU/CSU, darüber diskutiert, wie die Politik betriebliche Klimaneutralitätsstrategien bestmöglich unterstützen kann.

Zum Abschluss des Kamingesprächs versprach KSU-Geschäftsführer Andree: „Von Seiten der Klimaschutz-Unternehmen werden wir weiter daran arbeiten, die Klimaziele in unseren Betrieben umzusetzen. Dabei setzen wir auf einen kontinuierlichen Dialog mit Politik und Gesellschaft.“

Auf dem Podium (v.l.n.r.): KSU-Geschäftsführer Philipp Andree, Dr. Anne-Marie Großmann, Mitglied der Geschäftsführung der GMH-Gruppe, Antje von Dewitz, Geschäftsführerin VAUDE, Annika Roth, Geschäftsführerin Blechwarenfabrik Limburg. © Hans-Christian Plambeck
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