"Kurzfristige Verhaltensweisen können wir uns nicht leisten"

Wolfgang Saam im Gespräch mit Annika Trappmann

Annika Trappmann ist Mitglied unseres Vorstandes, Geschäftsführerin der Blechwarenfabrik Limburg GmbH und seit diesem Jahr die jüngste Umweltpreisträgerin. In unserer neuen Interviewreihe spricht sie über ihre Motivation beim Klimaschutz, die Visionen, die sie und ihr Bruder Hugo mit dem eigenen Unternehmen verfolgen, sowie über die Bedeutung der Auszeichnung mit dem Deutschen Umweltpreis.

Wolfgang Saam: Annika, Du leitest gemeinsam mit deinem Bruder Hugo die Blechwarenfabrik Limburg GmbH. Ende Oktober habt Ihr zwei den Deutschen Umweltpreis 2020 verliehen bekommen. Hast Du in der Zwischenzeit alle Eindrücke verarbeiten können? Und wie ordnest Du diese Auszeichnung ein?

Annika Trappmann: Die letzten Monate waren wirklich sehr anstrengend, aber auch sehr spannend. Die Blechwarenfabrik stand noch nie so im Fokus wie in den letzten Monaten. Es gab viel vorzubereiten und die Presseanfragen kamen nur so rein. Ich würde sagen, mein Bruder und ich sind mittlerweile Halbprofis im Interview geben, egal ob Radio, Fernsehen oder für Zeitungen und Magazine.

Für uns, aber natürlich vor allem für unser Team, ist der Preis großartig. Er bestätigt uns, dass sich die harte Arbeit der letzten Jahre gelohnt hat und wir auf dem richtigen Weg sind. Die Preisverleihung an sich, war dieses Jahr natürlich wegen der Pandemie sehr besonders. Die DBU hatte die Herausforderung zu jederzeit nicht nur einen Plan A, sondern auch Plan B und C haben zu müssen, um dann schlussendlich aber Plan D umzusetzen. Dies bedeutete für uns, eine Preisverleihung ohne Präsenz des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, ohne Gäste und vor allem ohne unser Team.

Wolfgang Saam: Wie kam es zu Eurer Vision für die Blechwarenfabrik?

Annika Trappmann: Im Jahr 2014 entstand zum ersten Mal die konkrete Idee eines Neubaus während einer Gesellschafterversammlung. Diese Idee ließ unseren Vater nicht mehr los und so suchte er nach einem geeigneten Bauland für seine Vision: Eine, wie er es nannte, "Blechwarenfabrik Limburg 4.0" auf der grünen Wiese.

Wir hinterfragten und analysierten zwei Jahre lang sämtliche Prozesse und bestehenden Strukturen. Es entwickelte sich eine Vision, an deren 100-prozentige Umsetzung zu diesem Zeitpunkt noch keiner so recht glauben konnte.

Wir träumten von einer Fabrik ohne Gabelstapler, einer vollautomatischen Lagerung, einem kontinuierlichen Materialfluss und Dosen, die nicht mehr vom Menschen angefasst werden müssen. Je mehr wir planten und mit umsetzenden Firmen sprachen, desto mehr realisierten wir, dass wir fast alles von unseren Vorstellungen umsetzen konnten. Im Juni 2016 setzten wir den Spatenstich und konnten den Bau schließlich mit einem Jahr Verspätung im November 2018 fertig stellen. Das Ergebnis ist wirklich atemberaubend und die Auszeichnung mit dem Deutschen Umweltpreis hat uns darin bestätigt, unseren eingeschlagenen Weg weiterzugehen.

Unser Vorteil ist natürlich, dass wir als Mittelständler in ganz anderen Zeithorizonten denken. Für uns sind lange Kapitalrückflusszeiten unter gewissen Umständen in Ordnung, da wir hier auf den langfristigen Erfolg des Unternehmens schauen und nicht nur auf die heutige Generation.

Wolfgang Saam: Du bist nicht nur mit Deinem Unternehmen Mitglied im Klimaschutz-Unternehmen e. V. sondern auch als Vorständin aktiv. Was ist Deine Motivation?

Annika Trappmann: Wir müssen verstehen, dass wir nicht allein auf der Erde leben und nur einen Planeten haben. Egoistische und kurzfristige Verhaltensweisen können wir uns daher nicht leisten. Es braucht Personen, die als Vorbilder in allen Bereichen vorangehen und sich für die Umwelt einsetzen. Als produzierendes Unternehmen kommt uns hier natürlich eine besondere Verantwortung zu, der wir versuchen bestmöglich nachzukommen.

Als wir bei den Klimaschutz-Unternehmen aufgenommen wurden, war dies für uns großartig. Das Netzwerk der Klimaschutz-Unternehmen ist eine Plattform toller Unternehmen und Personen – wir tauschen uns intensiv und offen aus und jeder profitiert davon.  

Annika Trappmann, Geschäftsführerin Blechwarenfabrik Limburg GmbH, Mitglied im Vorstand des Klimaschutz-Unternehmen e. V.
Wolfgang Saam, Geschäftsführer des Klimaschutz-Unternehmen e. V.
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