Verantwortung für die Umwelt – Für die Ewigkeit
Flüsse fließen von ihrer Quelle zur Mündung; das weiß doch jedes Kind. Bei uns am linken Niederrhein laufen die Sachen allerdings ein wenig anders...
Unsere Region ist geprägt vom Steinkohlen- aber auch vom Salzbergbau. Die damit einhergehenden Bodensenkungen beeinflussen das hiesige Gewässersystem sehr stark. In großen Teilen des LINEG-Gebiets wurde so die natürliche Fließrichtung der Gewässer verändert. Bereits seit dem Jahr 1913 wird bei der LINEG (Linksniederrheinische Entwässerungs-Genossenschaft) daher unermüdlich daran gearbeitet, diese Auswirkungen zu regulieren.
Es wurden zum einen sogenannte Vorflutpumpanlagen errichtet, mit denen das Wasser aus den neu entstandenen Tiefpunkten und über den jeweils nächsten Hochpunkt im Verlauf der Fließgewässer gepumpt wird. Zum anderen wurden Grundwasserpumpanlagen gebaut, um den Flurabstand zu regulieren. Das bedeutet, dass Grundwasser gefördert werden muss, um einen ausreichend großen Abstand des Grundwasserspiegels von der darüber liegenden Geländeoberfläche zu erhalten.
Damit verhindern wir, dass Fließgewässer zu Seen werden und bewohnte oder landwirtschaftlich genutzte Flächen vernässen. Nach und nach entstand so unser heutiges, komplexes Entwässerungssystem mit derzeit 74 Vorflut- und 175 Grundwasserpumpanlagen. Außerdem betreiben wir Anlagen zur Abwasserbeseitigung (55 Abwasserpumpanlagen und 6 Kläranlagen) sowie 13 Hochwasserpumpanlagen zum Hochwasserschutz.
Zum Ende des Jahres 2012 wurde der Steinkohlenbergbau im südlichen Verbandsgebiet eingestellt. Die Pumpanlagen jedoch bleiben. Damit stellen sie sogenannte Ewigkeitslasten des Bergbaus dar. Das heißt, es fallen dauerhaft Kosten, in Form von unter anderem Strom- und Wartungskosten, an. Auch die Nachteile für Natur und Umwelt bestehen dauerhaft. Obwohl mit den Vorflutpumpanlagen die Weiterleitung des Oberflächenwassers sichergestellt wird, sind die Fließgewässer dadurch nicht durchgängig für Fische und andere Lebewesen. Neben der Handhabung der Ewigkeitslasten renaturieren wir Fließgewässerabschnitte im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie.
Durch kontinuierliche Etablierung von regenerativen Energien sowie Optimierung der technischen Anlagen konnten wir seit 2010 folgende Treibhausgasemissionen einsparen:
Ewigkeit bedeutet für immer
Die LINEG betreibt 74 Vorflutpumpanlagen zur Regulierung der Gewässer in einem durch Bergbau geprägten Gebiet. Durch das veränderte Relief würde sich sonst Wasser in Senkungsgebieten sammeln und Siedlungsgebiete würden sich in eine Seenplatte verwandeln. Das Fördern der Wassermengen verbraucht jährlich 644 MWh.
Neue Perspektiven – ein Perspektivkonzept für den Niederrhein
Vor dem Hintergrund des Strukturwandels und im Hinblick auf Naturschutz und Klimawandel hat die LINEG ein richtungsweisendes Perspektivkonzept zur nachhaltigen Entwässerung des südlichen Verbandsgebiets aufgestellt: den „Bauplan 2013“. Ziel dieses Konzepts ist es, möglichst viele Vorflutpumpanlagen aufzugeben oder alternativ zu verkleinern. So erreichen wir einerseits die Minimierung der beschriebenen Ewigkeitslasten des Bergbaus und leisten gleichzeitig durch die Ressourcen- sowie Energie- und damit auch CO2-Einsparungen einen wichtigen Beitrag zur Verlangsamung des Klimawandels.
Der Weg ist das Ziel
Um den Abfluss der Gewässer ohne Pumpanlagen möglich zu machen, ist eine Umgestaltung der entsprechenden Fließgewässer erforderlich. Dabei wird entweder das natürliche Gefälle durch eine Vertiefung der Gewässersohle wiederhergestellt oder, wenn dies aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht möglich ist, ein völlig neuer Gewässerverlauf um Senkungsschwerpunkte herum gestaltet. Den erforderlichen Gewässerausbau führen wir gemäß den Zielen der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) und der Blauen Richtlinie so naturnah wie möglich aus.
Fakten:
Mitarbeiter: 316
Gründung: 1913
Branche: sondergesetzlicher Wasserverband
Standort(e): Kamp-Lintfort, Moers, Duisburg-Rheinhausen, Rheinberg, Xanten-Lüttingen
Verbandsgebiet: 624 km²
Wasserläufe: ca. 404
Vorflutpumpanlagen: 73
Grundwasserpumpanlagen: 151
Hochwasserpumpanlagen: 13
Kläranlagen: 6
Abwasserpumpanlagen: 55
Auszeichnungen und Engagement:
Abwassertechnische Vereinigung (DWA) seit 2005 zuvor ATV seit 1970
Bund der Ingenieure für Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Kulturbau (BWK) seit 1994
Arbeitsgemeinschaft der Wasserwirtschaftsverbände in NRW e.V. (AGW) seit 2006
International Water Association (IWA) seit 2013
BDEW Bundesverband Energie und Wasserwirtschaft e.V. seit 2014
Gründungsmitglied im KlimfAb Netzwerk (Klimafolgenanpassung in der Abwasserwirtschaft)
FiW
Klimaschutz-Unternehmen seit 2022
Ansprechpartner
Gesa Amstutz
Geschäftsbereichsleiterin Wasserwirtschaft
Linksniederrheinische Entwässerungs-Genossenschaft
Amstutz.G@ lineg.de